4Kann ein Unternehmen, welches über ein in sich schlüssiges Qualitätsmanagementsystem mit festgelegten Strukturen und Abläufen verfügt, dynamisch und flexibel agieren? Oder verstößt es dann gegen alle festgelegten Standards? Immer wieder hören wir den Satz:“Wer erst einmal Prozesse festlegt, verliert jegliche Flexibilität“. D.h. also im Umkehrschluss, dass Agilität und Qualitätsmanagement NICHT gleichberechtigt nebeneinander bestehen können oder?!?
Dies bedeutet jedoch nicht, dass Produkte schneller ausgeliefert oder Dienstleistungen schneller entwickelt werden können. Es bedeutet viel mehr, dass man die Anforderungen der Kunden und anderer interessierter Parteien fortwährend beobachtet und hinterfragt. Auch die kleinsten – selbst entdeckten – Fehler werden umgehend hinterfragt, die Ursachen identifiziert und Abläufe schnellstmöglich verändert. Nichts wird unter den Teppich gekehrt, sondern angesprochen und ohne weitere Verurteilung geändert. Oberste Devise: Fehler passieren, sie sollten sich nur niemals wiederholen.
Voraussetzung hierfür ist eine sich selbst-optimierende und selbst-lernende Unternehmenskultur, die dem Mitarbeiter ein hohes Maß an Eigenverantwortung überträgt. Es muss ein in sich schlüssiger Kreislauf (Managementsystem) mit den nachfolgenden Elementen implementiert sein:
- Menschen befähigen
- Vertrauenskultur schaffen
- seine Kunden lieben
- iterative Prozesse leben
- interdisziplinäre Strukturen schaffen
- Selbstverantwortung fördern
Zahlen, Daten & Fakten müssen tagesaktuell vorliegen, so dass man aktuelle Veränderungen frühzeitig erkennen kann. Auch wenn die Unternehmensziele weiterhin das Große Ganze im Blick haben, werden unter dieser Ebene nur noch Projektziele mit kurzen Zeithorizonten definiert.
Auch der Aufbau der personellen Strukturen gestaltet sich neu. Das Organigramm dreht sich und der Kunde steht an oberster Stelle. Die Managementebene ist vor allem dafür zuständig, den Mitarbeitern alle benötigten Ressourcen bereitzustellen. Der Mitarbeiter entscheidet jedoch, wie er diese am besten einsetzt. Rollendefinitionen zeigen auf, wer für welche Tätigkeit zuständig ist. Teams arbeiten interdisziplinär zusammen. Führungsposten werden je nach Situation und Anforderung projektweise festgelegt.
All diese Faktoren sind auch im klassischen Qualitätsmanagement wiederzufinden. Die Kundenorientierung und die ständige Verbesserung stehen an oberster Stelle. Auch dem Führungs- & Ressourcenmanagement wird eine wichtige Rolle zugeschrieben. Ohne Strukturen und definierte Verantwortlichkeiten kann kein Qualitätsmanagementsystem bestehen. D.h., die oben genannten Elemente sind den acht Grundsätzen des Qualitätsmanagements sehr ähnlich.
Lediglich die Interpretation der Umsetzung ist eine deutlich andere. Der Plan-Do-Check-Act-Zyklus tritt etwas in den Hintergrund, da die Selbstbefähigung und Selbstverantwortung der Mitarbeiter sowie das Zusammenarbeiten in interdisziplinären Strukturen diesen als selbstverständliche und nicht mehr zu hinterfragende Grundlage der Arbeit ansieht. Auch das Definieren von Prozessen spricht nicht dagegen. Denn hier wird nur festgelegt, wer welche Aufgaben zu welchem Zeitpunkt mit welchem Ergebnis auszuführen hat. Das „Wie“ der Ausführung wird nicht definiert.
Für uns ergibt sich daher ein schlüssiges Zusammenwirken von Agilität und Qualitätsmanagement. Die Methodik der Agilität stellt eine Art und Weise dar, wie die Vorgaben eines Qualitätsmanagementsystems in der Praxis umgesetzt werden können.
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